Haus der deutschen Sprache
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Wolf Schneider: Speak German

Warum Deutsch manchmal besser ist

Wolf Schneider: Speak GermanWörter, die aus anderen Sprachen zu uns kommen, seien weder an sich schlecht noch an sich gut. Es komme darauf an, wie wir sie verwenden: wir sollten sie sortieren. Wir sollten „den schönen, den nützlichen, den vielleicht unvermeidlichen“ Wortimport von dem „fremdländischen Unsinn scheiden, der in schlimmen Mengen auf uns herniederregnet oder gar in deutschen Büros ertüftelt wird“ (S. 14). Das ist ein abgewogener, pragmatischer Standpunkt. Formuliert ist er von einem Mann, bei dem Generationen deutscher Journalisten in die Sprachlehre gegangen sind. Es erübrigt sich zu sagen, daß Schneider ein herrlich klares und kraftvolles Deutsch schreibt.

Teil I befaßt sich mit Grundsätzlichem. Englisch sei eine wunderbare Sprache, Deutsch aber auch, und sie (und andere Sprachen) sollten sich berühren und bereichern (was schon immer der Fall war), aber man solle sie nicht ungeniert mischen. Selbstverständlich entwickeln sich Sprachen, aber das tun sie nicht „organisch“ wie Pflanzen (das glauben viele Germanisten bis heute), sondern unter vielfältigen Einflüssen und Anstößen. Das kann man z. B. an den feministisch gesteuerten Sprachveränderungen der letzen 30 Jahre oder am Wirken des „Duden“ studieren. Schließlich geht es um echte (z. B. Sport, Trick) und falsche (z. B. Smoking, Handy) Anglizismen, um Hitlers Haltung zur Sprachpflege und um Jacob Grimms Meinung zu den Fremdwörtern.

Teil II ist überschrieben mit „Der real existierende Unfug“. Hier legt Schneider eine Fülle von Beispielen vor für Anglizismen, die ihm mißfallen: aus Werbesprüchen, aus den Büros, aus der Politik, aus dem Netspreak und dem Diggibabble deutscher User und aus dem Jargon mancher Akademiker. Auch eine Liste der „törichtsten Anglizismen“ mit seinen Kommentaren hat Schneider erstellt. Betrachtungen über „Pidginisierung“, Globish, Basic English und andere Grundwortschätze beschließen den Abschnitt.

In Teil III wird es politisch. Hier geht es um die „Lust an der Selbsterniedrigung“ der Deutschen (nicht nur ihre Sprache betreffend) in den EU-Institutionen und auch sonst bei ihren weltläufigen Beamten, um die Verrenkungen und Verklemmtheiten des Goethe-Instituts beim Werben für das Deutsche, um die deutsche Leitkultur und ihre multikulturell gestimmten Verächter.

Am Ende kommt Schneider zum Praktischen: „Und was können wir tun?“ Wir können, so meint er, niemandem Vorschriften machen, Vorschläge dagegen schon. Vorschläge könne die Sprachgemeinschaft ablehnen. Oder sie annehmen, wenn sie gut sind. Das wäre nichts Neues: viele eingebürgerte Verdeutschungen beruhen auf guten Einfällen wacher Zeitgenossen, z. B. von Luther, Lessing, Hegel, Goethe, Bismarck, um ein paar prominente Namen zu nennen. Man könne sich zusammentun, um solche Einfälle hervorzulocken und zu sammeln, wie das die „Aktion Lebendiges Deutsch“ seit Anfang 2006 macht. Schneider gehört zu ihren Initiatoren. Das „Haus der deutschen Sprache“ organisiert sie. In gut zwei Jahren hat sie mehr als 50.000 Einfälle produziert, gesammelt und gesichtet und etwa 30 davon der Sprachgemeinschaft zur Anwendung empfohlen. Schneider kritisiert nicht nur, sondern er praktiziert positive Sprachpflege und berichtet darüber. Das unterscheidet ihn (und sein Buch) von vielen andern, die beim folgenlosen Lamentieren bleiben.

HG

Wolf Schneider, Speak German! Warum Deutsch manchmal besser ist. Reinbek 2008. ISBN 978-3498063931, 191 S., 14,90 Euro.